Das Reich Gottes ist eine wichtige Vorstellung der Bibel. Die Jünger damals
frugen, ob es schon da ist. Und falls ja, wo? Oder steht es doch noch aus? Um
diese Fragen haben Gläubige immer wieder gestritten, ohne zu einem
abschließenden Ergebnis zu kommen. Es gab auch immer wieder solche, die das
Reich Gottes zu einem bestimmten Termin erwartet haben. Sie wurden aber alle
enttäuscht. Jesus selbst hat seine Jünger im Vaterunser gelehrt, um das Kommen
des Gottesreiches zu bitten. Demnach war es zu seiner Zeit noch nicht vollständig
und bleibend da. Nun lesen wir im Monatsspruch Oktober aus Lukas 17,21:
Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Dabei kam die Frage zu dieser Antwort von den Pharisäern. Das sind Theologen.
Die kannten sich aus in den geistlichen Schriften ihres Volkes. Aber sie zählten
nicht unbedingt zu den Freunden von Jesus. Sie hatten oft so ihre eigene Meinung
darüber, wie alles ablaufen sollte.
Die Frage nach dem Reich Gottes ist eine Frage nach Gottes Herrschaft über die
Erde. Für die Pharisäer ist klar: Wenn der von Gott gesandte Messias erscheint,
dann richtet er Gottes Herrschaft sichtbar auf. Er würde damit in Jerusalem
beginnen. Er würde das Land von den heidnischen Römern befreien. Und am Ende
betrifft es die ganze Welt.

Jesus redete anders vom Reich Gottes, also von der Herrschaft Gottes über diese
Welt. Viele im Volk sahen in Jesus schon den Messias. Schließlich vollbrachte
Jesus Wunder, die es so auf der Erde noch nie gegeben hatte. Er heilte Kranke. Er
gebot Naturkräften. Er holte Tote ins Leben zurück. Er vertrieb satanische Mächte
aus dem Leben von Menschen. Aber politisch hielt er sich total zurück. Trotzdem
spricht Jesus ständig vom Reich Gottes, das mit ihm zu den Menschen gekommen
sei.

Nun suchten sie endlich Klarheit, was Jesus damit zu tun hat. Und Jesus sagt mit
diesem Monatsspruch, dass Gott schon unter uns regiert. Aber keiner sieht es!
Darüber müssen die Pharisäer erst nachdenken und intern diskutieren. Denn in Jesu
Antwort ist Gottes Reich nicht die Regierung über einen Landstrich dieser Welt.
Viel mehr sind es Menschen, die sich von Gott ihr Leben bestimmen lassen, die
Bürger in Gottes Reich sind.
In ihnen sitzt und wohnt dieses Reich Gottes. Grenzenlos an jedem Ort der Erde!
Und zeitlos über das irdische Leben hinaus. Dieses Reich verzichtet auf Gewalt
zwischen Menschen, auf Rechthaberei und Ausgrenzung.
Die irdische Staatsbürgerschaft erlischt irgendwann mit dem Tod.

Aber die Bürgerschaft in Gottes Reich dauert ewig! Da gibt es kein Ausland und in
jedem Fall eine Doppelbürgerschaft, solange wir hier leben. Das ist besonders und
hoffnungsvoll: Bürger in Jesu Reich, in Gottes Reich zu sein! Und auch ein
Auftrag, andere Menschen einladen, ebenfalls Bürger von Gottes Reich zu werden.
Wie? Durch unser Beten für sie, durch unser Leben unter ihnen und durch unser
Reden mit ihnen! Und durch unser Tun, wenn es mit dem Reich Gottes rechnet.
Dazu segne uns der Herr Jesus Christus.

Ihr/Euer Pfarrer Jochen Pangert